Fragen an Betroffene Erwachsene
Fabi
Das sind die Antworten von Fabi auf die Fragen für Betroffene.
Fabi ist 29, weiblich und hat gerade erst ganz frisch ihre ADHS Diagnose bekommen.

Liebe Fabi, vorweg ein riesiges Danke an DICH!
Für dein Vertrauen mir gegenüber, für deine Bereitschaft und Offenheit der Gesellschaft dieses Thema näher zu bringen und damit anderen Menschen einen ehrlichen Eindruck von deinem Alltag mit ADHS zu geben.
Fragen zu ADHS bei Erwachsenen – Fabi’s
Antworten
Welche sind die häufigsten Missverständnisse, denen du bezüglich deiner ADHS begegnest?
Ich sei faul und unzuverlässig bis desinteressiert.
Gibt es bestimmte Situationen oder Aufgaben, die für dich besonders herausfordernd sind?
Phuu wo fange ich da nur an…
Alles was mit Finanzen zu tun hat. Rechnungen fristgerecht bezahlen, Impulskäufe unterdrücken, Budgets einhalten, …
… aber auch den Haushalt im Griff zu haben und mich regelmässig bei meinen Freund*innen zu melden.
Ich bin auch extrem schnell reizüberflutet und halte es an lauten Orten mit vielen Menschen kaum aus.
Mir fällt es schwer, mit mühsamen Dingen wie Steuererklärung ausfüllen anzufangen aber auch an Dingen dran zu bleiben.
Ich werde schnell abgelenkt und schweife gedanklich dann total ab.
Zu guter Letzt bin ich so perfektionistisch, dass ich so grosse Versagensängste bekomme und deswegen gar nicht erst beginne.
Welche Strategien hast du entwickelt, um mit deiner ADHS umzugehen?
Ich habe leider noch keine gefunden, die mir bei meinen grössten Herausforderungen helfen.
Gibt es Aspekte deiner ADHS, die du als vorteilhaft oder bereichernd empfindest?
Ich kann mich für vieles begeistern und bin dann auch mit grossem Interesse dabei.
Mein Gerechtigkeitssinn ist stark ausgeprägt und ich bin sehr empathisch.
Wie wirkt sich ADHS auf deine zwischenmenschlichen Beziehungen aus?
Mir fällt es schwer Freundschaften zu halten. Oft widme ich mich so intensiv einem Thema, dass ich alle meine Freund*innen die damit nichts am Hut haben, vernachlässige.
Meine chaotische und impulsiv-emotionale Art sowie mein Umgang mit Finanzen kann gerade in Paarbeziehungen echt schwer werden.
Andererseits schaffe ich es mit meiner Begeisterung andere anzustecken und werde dafür geschätzt, dass ich wenn anderen in schwierigen Situationen stecken einen kühlen Kopf bewahren kann und die Situation manage.
Was wünschst du dir von deinen Freunden, Familie oder Kollegen im Hinblick auf Unterstützung?
VERSTÄNDNIS! Geduld und Rücksichtnahme.
Welche Behandlungsmethoden oder Ressourcen findest du am nützlichsten?
Ich bin sehr dankbar endlich ein Medikament gefunden zu haben, welches mir zu helfen scheint.
Zudem schätze ich die Sitzungen bei meiner Therapeutin sehr.
Wie fühlst du dich durch Medien und Popkultur im Hinblick auf ADHS repräsentiert?
Da aktuell (zumindest in der Schweiz wo ich lebe) viel über Frauen mit AD(H)S berichtet wird, fühle ich mich gut repräsentiert.
Was ist der größte Mythos über ADHS, den du gerne aus der Welt schaffen würdest?
ADHS sei eine Modediagnose und alle hätten ja ein bisschen ADHS.
Wie würdest du deine täglichen Erfahrungen und Gefühle jemandem beschreiben, der nichts über ADHS weiß?
Manchmal fühle ich mich wie eine Flutwelle oder wie ein Schnellzug. Wenn mich etwas packt, dann so richtig und dann Vollgas. Sei es meine neue Faszination für ein beliebiges Thema oder aber schwierige Emotionen, die mich total einnehmen.
Durch welches Tier fühlst du dich am ehesten repräsentiert?
Schwer zu sagen…
Was möchtest du anderen, von ADHS Betroffenen, noch mitgeben?
Seid nicht zu hart zu euch selbst.
ADHS kann trotz den Herausforderungen auch eine Superkraft sein!
Wir sind also Held*innen und haben uns etwas Verständnis und Rücksicht von der Gesellschaft verdient.
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